Quellenangabe | Zeitschrift GALA | Bericht:Frie Kicherer, Beauty Director | Ausgabe Nr.13 | 23.03.2017

Schönheit ist berechenbar

FRISUREN APP Wie eine mathematische Methode jetzt den optimalen Haarschnitt ermitteln soll.

Die meisten Trends versickern schneller im Beauty-Kosmos als man Anti-Aging-Behandlung buchstabieren kann. Nichtsdestotrotz läuft unser Beauty-Scanner auf Hochtouren. Um Raritäten zu finden. Der neueste Clou für mehr Attraktivität, eine spezielle Haar App, die auslobbt, dass Schönheit berechenbar und korrigierbar ist. Klingt interessant.

SO FUNKTIONIERT’S:

Das Gesicht wird anhand eines Fotos nach dem goldenen Schnitt vermessen. Da kein Mensch zwei symmetrische Gesichtshälften besitzt, nicht mal Models, werden die Abstände der Nasenflügel, die Tiefe der Nasolabialfalte und die Wangenknochen bis hin zu den Pupillen genau ermittelt. Diese Daten werden eingespeist, umgerechnet – und am Ende spuckt der Computer passende Frisurenvorschläge aus. Soweit die Theorie. Ich lade auf der Webside ein Selfi hoch, beantworte ein paar allgemeine Fragen zu Haut und Haar – und warte auf die Auswertung. Nach drei Tagen soll Sie per Mail kommen. Ich bin gespannt. Und staune, als ich schließlich üppige fünf DIN A4 Seiten mit Skizzen, Beschreibung und Frisurenvorschläge erhalte.

ERSTES LEARNING:

Mein gesicht ist nicht symmetrisch. Ach was! Die linke Gesichtshälfte ist etwas breiter als die rechte, und ich trage den Scheitel genau auf der falschen Seite. Zweitens: Meine Kinnpartie ist länger als die Stirn. Ponyfransen sind bei mir ein Tabu! Zudem stehen meine Augen weit  auseinander, und die Augenbrauen sind zu wenig betont, ein stärker erkennbarer Spannungsbogen muss her, vor allem wegen der Brille. Okay, damit kann ich was anfangen.

Bei den Frisurenvorschlägen muss ich allerdings sehr lachen, da stößt die App definitiv an Ihre Grenzen: Weder kecker Kurzhaarschnitt noch klassischer Pagenkopf oder Hochsteckfrisuren sind etwas für mich, darin erkenne ich mich nicht wieder. Aber darum geht es primär auch nicht. Die App wurde nicht nicht mit Trendfrisuren programmiert, sondern mit Grundschnitten, um Laien einen ersten Eindruck zu vermitteln, wie Sie damit optimalerweise aussehen könnten. Der tatsächliche Look und der individuelle Schnitt kommen dann vom Friseur selbst. Aha.

Trotzdem bin auch ich um zwei Erkenntnisse reicher: Mein Scheitel trage ich jetzt rechts, und der Termin in der Browbar steht fest. 

Quellenangabe | Zeitschrift GALA | Bericht:Frie Kicherer, Beauty Director | Ausgabe Nr.13 | 23.03.2017